Grundsätzliches zur MPU
Warum hat der Gesetzgeber die MPU geschaffen?
Aus Studien weiß man, dass nach bestimmten Auffälligkeiten (z. B. nach einer Trunkenheitsfahrt ab 1,6 ‰ Blutalkoholkonzentration) die statistische Wahrscheinlichkeit für erneute Auffälligkeiten deutlich erhöht ist.
Am Beispiel Trunkenheitsfahrt heißt das:
Es fallen ca. 5 % (also 1 von 20) der Kraftfahrer mit Alkohol im Straßenverkehr auf – auch die Dunkelziffer nicht entdeckter Trunkenheitsfahrten ist wesentlich auf diese Verkehrsteilnehmer zurückzuführen.
Von denen, die eine Blutalkoholkonzentration von 1,6 ‰ und mehr dabei erreicht haben, fallen dann ca. 50 % (also jeder zweite) wieder auf.
Für andere Gründe, die zu einer MPU führen, gibt es vergleichbare Grundlagen (z. B. Fahrten unter Einfluss von Betäubungsmitteln, Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis nach Entziehung wegen 8 und mehr Punkten, Hinweisen auf ein erhöhtes Aggressionspotential).
Wenn man weiß, dass beim Beispiel der Trunkenheitsfahrt ca. 50 % wieder auffallen, weiß man auch, dass ca. 50 % nicht wieder auffallen.
Also wissen wir, dass Menschen aus Fehlern lernen und ihr Verhalten ändern können.
Eine MPU wird angeordnet, wenn das statistische Risiko für eine erneute Auffälligkeit besonders hoch ist. Es soll darum gehen, über die Statistik hinaus für den Einzelfall, also für Sie, eine Risikoeinschätzung zu leisten. Das Gutachten ist damit eine wichtige Entscheidungshilfe für die Führerscheinstelle. Die Menschen dort wollen wissen, ob Sie aus dem Fehler (der/den Auffälligkeit/en) gelernt haben und ihr Verhalten erfolgreich verändert haben. Genau das soll bei einer MPU geprüft werden.
Begutachtungs-Leitlinien und Beurteilungskriterien
Gutachter beurteilen nicht im luftleeren Raum oder nach Sympathie oder Tageslaune. In Begutachtungs-Leitlinien und Beurteilungskriterien ist für alle festgeschrieben, wann welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit ein Gutachten positiv werden kann. Wir haben für Sie zu den häufigsten Fragestellungen (Alkohol, Drogen, Verkehrsauffälligkeiten etc.) ausgeführt, wann welche Bedingungen erfüllt werden müssen.
Was Gutachter in Erfahrung bringen sollen!
Analysieren Sie, was Sie dazu beigetragen haben, dass Ihre Fahrerlaubnis entzogen wurde, bzw. werden soll.
Gutachter gehen davon aus, dass Menschen sich nur dann erfolgreich (ausreichend und stabil) verändern, wenn geklärt ist,
- dass etwas falsch gemacht wurde
- wer zu Unrecht beschuldigt wurde, sollte das mit Unterstützung eines Rechtsbeistandes juristisch klären lassen. Bei der MPU müssen wir aktenkundige Informationen als Tatsache werten.
- was man genau falsch gemacht hat und
- warum man es früher so und nicht anders gemacht hat.
Diese Klärung (Verhaltensanalyse) sollte dann nachvollziehbar zu einer
- Entscheidung geführt haben, etwas ändern zu wollen und
- der Prozess der Verhaltensänderung muss schlüssig dargestellt werden, damit der Mensch bei der Führerscheinstelle alles für sich nachvollziehen kann.
Soll man einem Gutachter alles sagen – was soll man nicht sagen?
Die Welt ist voll von Tipps und Ratschlägen und manche davon sind bestimmt auch nützlich. Wir stellen aber immer wieder fest, dass Kunden durch das Gerede über die MPU verunsichert sind.
Mal ein paar Geheimnisse zum Thema MPU, die aber bitte unter uns bleiben: Gutachter sind Menschen.
- Wir können keine Gedanken lesen.
- Wir können nur Fragen stellen und aufschreiben, was Sie uns sagen.
- Was Sie uns nicht sagen, wissen wir nicht.
Warum stellen wir so viele und so genaue Fragen?
Wenn wir nicht genau fragen, wissen Sie nicht, was wir wissen müssen. Also ist jede unserer Fragen auch eine Unterstützung für Sie, weil wir Sie damit auch auf die Informationen konzentrieren, die wir von Ihnen brauchen.
Wenn Sie uns Wichtiges nicht mitteilen, fehlen uns Informationen, mit denen wir im Gutachten für Sie arbeiten könnten.
Wie stellen wir sicher, dass wir Sie richtig verstanden haben?
Wenn zwei Menschen, die sich nicht kennen, das erste Mal miteinander sprechen, kann es zu Missverständnissen kommen. Wir wissen, dass viel vom Ergebnis der MPU abhängt, nicht nur der Führerschein, oft auch der Arbeitsplatz und damit die finanzielle Sicherung.
Damit Sie prüfen können, ob wir Sie richtig verstanden haben:
- Wir schreiben beim psychologischen Untersuchungsgespräch (Exploration) alles mit,
- Drucken es direkt im Anschluss aus und
- Sie prüfen dann in Ruhe, ob wir Sie richtig verstanden haben. Sie lesen alles durch, was aus dem Gespräch nachher im Gutachten steht.
Wenn es zu Missverständnissen gekommen sein sollte oder wenn Ihnen beim Lesen etwas einfällt, das Sie vorher vergessen hatten, dann klären wir das bzw. tragen es nach. Sprechen Sie uns darauf an. Wenn Sie sicher sind, dass wir alles richtig dokumentiert haben, dann lassen wir uns das von Ihnen bestätigen und das ist dann die Grundlage für unsere Beurteilung.
Wann erfahren Sie ein Ergebnis?
Wir können uns vorstellen, dass Ungewissheit über ein Gutachtenergebnis für Sie nicht angenehm ist.
Wenn ein Gutachten positiv werden kann, schafft das für Sie Erleichterung und Sie können wieder anders planen. Wenn ein Gutachten noch nicht positiv werden kann, sollten wir Ihnen erklären können, warum das so ist, damit Sie weiter an einer Veränderung arbeiten können.
So oder so ist also Klarheit über ein Gutachtenergebnis besser als Unklarheit und deshalb werden wir versuchen, Ihnen so schnell wie möglich ein Ergebnis mitzuteilen.
Was kann dazu führen, dass wir noch kein sicheres Ergebnis mitteilen können?
Es kann sein, dass wir noch Befunde abwarten müssen. Es kann auch sein, dass wir es für nötig halten, uns mit Kollegen zu beraten. Das gehört für uns zur Verantwortung dazu. In jedem Fall versuchen wir, eine Tendenz mitzuteilen.